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"Bilderreisen und Texttouren"

Malerei und Installation
Gabriele Goerke und Lothar Rumold

Eröffnung: Freitag, 20.2.2009, 19 Uhr, mit Ute Deussen (Blockflöte) und Cornelia Gengenbach (Klavier)
Lothar Rumold zur Eröffnung: "Versuch über das Blind Date" Text
Künstlerhaus-Galerie (BBK), Am Künstlerhaus 47, 76131 Karlsruhe
Dauer: 21.2.-22.3.2009
Di-Fr 16-18.30 Uhr, Sa/So 11-14 Uhr Uhr


Ute Deussen, Blockflöte; Cornelia Gengenbach und Ute Deussen, Klavier
Fotos: Dietmar Zankel


G. Goerke, L. Rumold: "Blind Date"

G. Goerke, L. Rumold: "Blind Date" G. Goerke, L. Rumold: "Blind Date"
Gabriele Goerke, Lothar Rumold: "Blind Date", 2008
Serie von 116 Bildern, Mischtechnik auf Papier, je 35 x 25 cm Zitatenliste


L. Rumold: "Wörter bei Bildern", Foto: Dietmar Zankel L. Rumold: "Wörter bei Bildern", Foto: Dietmar Zankel
Lothar Rumold: "Wörter bei Bildern", 2009
Rauminstallation mit Wörtern aus Eisendraht (Bilder von Gabriele Goerke)
Fotos: Dietmar Zankel


Lothar Rumold: "ehrlich waehrt am laengsten", "morgenstund hat gold im mund" Lothar Rumold: "entwickelung"
Lothar Rumold: "ehrlich waehrt am laengsten", 2009;
"morgenstund hat gold im mund", 2009; "entwickelung", 2009


Blind Date auf achthundertfünfundsiebzig Quadratzentimetern (zur gemeinsamen Bilderserie von G. Goerke und L. Rumold)

Links oder rechts ein Bild, eine farbige Skizze, so etwas wie Malerei. Rechts oder links mindestens ein Satz, meist erkennbar aus einem Zusammenhang "gerissen", wie man so sagt und damit seine zur sprachlichen Wendung geronnene, allzeit vorhandene Bereitschaft signalisiert, auf Dramen zu hoffen. Der Katastrophismus scheint keine Erfindung von ARD und ZDF und wie sie alle heißen zu sein. Was spielt sich hier ab? Worum geht es? - will jedermann wissen, auch wenn er sonst nichts wissen will, und zweifelt keine Sekunde daran, dass es hier um etwas geht, dass auf der Bühne des Blattes gerade irgendein Stück gegeben wird. Allenfalls Fragen wie die, ob der Text das Gemalte erläutert oder das Gemalte den Text illustriert, scheinen darüber hinaus sinnvoll zu sein. Die Frage, ob hier überhaupt etwas illustriert oder erläutert wird, kommt nur ad infinitum weiterfragenden Philosophen in den Sinn.

Wo wir aber schonmal damit angefangen haben: fragen wir doch mal weiter, selbst auf die Gefahr hin, dass wir dabei zu Philosophen werden. Wird hier etwas illustriert oder steht hier nur ein Bild neben einem Satz? Wird hier etwas kommentiert oder kommt hier nur was zusammen vor? Und nicht zuletzt: Gibt es zwischen dem einen und dem anderen einen Unterschied und wenn ja, spielt er eine Rolle und wenn ja, welche? Und natürlich auch: wenn nein, warum nicht.

Und schon sind wir mitten in einer allgemeinen Theorie der Semiotik oder der Hermeneutik oder in beidem. Aber dahinein wollten wir ja ursprünglich gar nicht. Wir wollten doch nur mal eben ins Künstlerhaus und dort was Schönes zusammen machen. Gabi malt und Lothar schreibt was, so war der Plan. Und dann kam jemand auf die Idee, dass man das doch Tag für Tag und jeweils auf ein und demselben Blatt tun könnte.

Am Anfang waren die Bilder, denen in unregelmäßigen zeitlichen Abständen die Wörter und Sätze folgten - Zitate, irgendwelchen im Haus befindlichen Büchern entnommen. Ein entschlossener Griff, ein kurzes Blättern, eine rasche Entscheidung. Keine überlegte Auswahl, keine Rücksichtnahme auf das zu begleitende Bild, das noch irgendwo, weder Gutes noch Böses ahnend, im Stapel lag. Jedesmal ein Blind Date des Spontanen mit dem Konzipierten, des Flächigen und Räumlichen mit dem Linearen, des Illusionistischen mit dem Illusionären, des Konkreten mit dem Abstrakten, des Ausflusses mit dem Einfluss, des Bildraums mit der Schreibfläche, des Anschaubaren mit dem Denkbaren, des Üppigen mit dem Kargen, des authentisch Kreierten mit dem zufällig Geklauten.

Doch sind in unserem Stück die oben stichwortartig skizzierten Rollen vorsichtshalber immer doppelt besetzt. Jeder Mitspieler kann jederzeit in die Rolle seines Gegenübers schlüpfen. Das Gegenteil trifft unter bestimmten Voraussetzungen genauso zu, die Umkehrung der Verhältnisse lässt sich gleichfalls gut begründen. Wollte man unbedingt einen Minimalkonsens finden, könnte man sich unter Verweis auf eine Beobachtung von Boris Groys auf die Formel "Bild begegnet Bild" einigen: "Die Sprache", so Groys, "taucht auf der Oberfläche des Kunstwerks meistens als Text auf", also als deren Bild. "So lässt sich weder sagen, dass die Grenze zwischen Bild und Sprache stabilisiert werden kann, weil sie ständig in beide Richtungen überquert wird, noch lässt sich sagen, dass diese Grenze aufgehoben oder dekonstruiert werden kann. Vielmehr wird über diese Grenze ständig verhandelt - es werden Worte und Bilder transportiert, importiert und exportiert. Und in vielerlei Hinsicht ist die Ökonomie dieses Handelns der eigentliche Motor der Kunstentwicklung der letzten Jahrzehnte." (Boris Groys, Die Grenze zwischen Wort und Bild, in: Jahresbericht 2006/2007 der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, S. 102-104)

Lothar Rumold

Zitatenliste
Pressetext
www.gabrielegoerke.de


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